Hochverarbeitet, ultra-prozessiert, NOVA-Gruppe 4 – woran erkennst Du ungesunde Fertigprodukte?

Darstellung der 4 NOVA-Gruppe mit passenden Lebensmittelbeispielen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Nicht jedes Fertigprodukt ist pauschal schlecht. Es kommt auf den Verarbeitungsgrad an.
  • Der Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln wird mit vorzeitigem Versterben sowie verschiedenen Erkrankungen in Verbindung gebracht.
  • In Neatic wird durch den Verzicht auf Aromen und Süßungsmittel ein großer Anteil der hochverarbeiteten Lebensmittel automatisch vermieden.

Vielleicht kommt Dir die Situation bekannt vor: Du kommst müde und kaputt von der Arbeit nach Hause und hast einen Bärenhunger. Im Küchenschrank findet sich noch eine Packung Nudeln und eine fertige Tomatensoße. Das Abendessen ist gesichert. Und schon kommen die Gewissensbisse. Ist das jetzt gesund? Solltest Du nicht lieber frisch kochen? Was hat Deine Nachbarin letzte Woche gesagt – Fertigprodukte machen dick? Aber jetzt noch anzufangen, aufwändig zu kochen, darauf hast Du auch keine Lust. Also gibt es doch mal wieder Nudeln mit Fertigsoße.
Sei Dir sicher – solche oder ähnliche Situationen hat fast jeder schon einmal erlebt.
Aber ist es denn jetzt wirklich so schlimm, Fertigprodukte zu essen? Darum soll es im folgenden Beitrag gehen.

Was sind Fertigprodukte überhaupt?

Allgemein wird von Fertigprodukten (oder auch sogenanntem Convenience Food) gesprochen, wenn es um vor- oder bereits zubereitete Lebensmittel geht, die den Prozess der Mahlzeitenzubereitung vereinfachen und beschleunigen sollen. Es gibt Fertigprodukte als vollständige Mahlzeiten, aber auch fertige Bestandteile, die eine Mahlzeit ergänzen können, wie z.B. fertige Salatsoßen oder zubereitetes Gemüse. Fertigprodukte werden beispielsweise als Konserven, tiefgefroren, oder als Pulver zum Aufgießen mit Flüssigkeit verkauft. So unterschiedlich Fertigprodukte auch sind, sie alle haben gemeinsam, dass keine oder nur wenige Arbeitsschritte zuhause notwendig sind, bis man sie verzehren kann.

Dabei kann jedoch nicht einfach gesagt werden, dass Fertigprodukte schlecht sind. Denn genauso vielfältig wie das Angebot an Fertigprodukten ist, ist auch ihre Zusammensetzung und der Grad ihrer Verarbeitung. Und die Zusammensetzung und der Verarbeitungsgrad entscheiden letztendlich darüber, wie gesund oder ungesund ein Lebensmittel ist.

Zusammensetzung und Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln

Alle Lebensmittel lassen sich nach dem Grad ihrer Verarbeitung in vier Gruppen einteilen. Diese Einteilung heißt NOVA Klassifikation und wurde vom Team um Prof. Carlos Monteiro in Brasilien entwickelt. Die Tabelle zeigt die einzelnen Gruppen und erklärt, welche Lebensmittel in welche Gruppe einzuordnen sind.

Gruppe

Bezeichnung

Beschreibung

Klassische Lebensmittelbeispiele

1

Unverarbeitete und minimal verarbeitete Lebensmittel

Diese Lebensmittel sind frisch, getrocknet, zerkleinert, erhitzt, gefroren oder vakuumverpackt.
Es werden kein Salz, Zucker, Öl oder andere Stoffe zu den ursprünglichen Lebensmitteln hinzugegeben.

Gemüse, Obst, Kräuter, Gewürze,  Nüsse, Getreide, Mehl, Kartoffeln, Fleisch, Fisch, Eier, Milch, Joghurt, Tee, Kaffee

2

Verarbeitete Zutaten

Diese Zutaten werden direkt aus Lebensmittel der Gruppe 1 gewonnen durch Pressen, Zentrifugieren, Raffinieren oder Extrahieren.
Sie werden zur Zubereitung, zum Würzen und Kochen von Lebensmitteln der Gruppe 1 verwendet.

Salz, Zucker, Honig, Pflanzenöle, Butter, Essig, Getreidestärke, Backpulver

3

Verarbeitete Lebensmittel

Diese Lebensmittel werden durch Zugabe von Zutaten der Gruppe 2 zu Lebensmitteln der Gruppe 1 hergestellt. Dabei werden Haltbarmachungsverfahren, wie Räuchern, Pökeln, Konservieren und die Gärung angewendet.

Brot, Teigwaren, Konfitüren, Konserven, Bier, Wein

4

Hochverarbeitete Lebensmittel

Lebensmittel werden industriell in mehreren Verarbeitungsschritten und durch den Einsatz von Zusatzstoffen hergestellt.

Lebensmittel, denen Stoffe wie z.B. Aromen, Süßungsmittel, Fruktose oder Emulgatoren zugesetzt wurden.

Gruppe 1: Unverarbeitete und minimal verarbeitete Lebensmittel

Diese Lebensmittel sind frisch, getrocknet, zerkleinert, erhitzt, gefroren oder vakuumverpackt.

Es werden kein Salz, Zucker, Öl oder andere Stoffe zu den ursprünglichen Lebensmitteln hinzugegeben.

Beispiele:
Gemüse, Obst, Kräuter, Gewürze,  Nüsse, Getreide, Mehl, Kartoffeln, Fleisch, Fisch, Eier, Milch, Joghurt, Tee, Kaffee

Gruppe 2: Verarbeitete Zutaten

Diese Zutaten werden direkt aus Lebensmittel der Gruppe 1 gewonnen durch Pressen, Zentrifugieren, Raffinieren oder Extrahieren.
Sie werden zur Zubereitung, zum Würzen und Kochen von Lebensmitteln der Gruppe 1 verwendet.

Beispiele:
Salz, Zucker, Honig, Pflanzenöle, Butter, Essig, Getreidestärke, Backpulver

Gruppe 3: Verarbeitete Lebensmittel

Diese Lebensmittel werden durch Zugabe von Zutaten der Gruppe 2 zu Lebensmitteln der Gruppe 1 hergestellt. Dabei werden Haltbarmachungsverfahren, wie Räuchern, Pökeln, Konservieren und die Gärung angewendet.

Beispiele:
Brot, Teigwaren, Konfitüren, Konserven, Bier, Wein

Gruppe 4: Hochverarbeitete Lebensmittel

Lebensmittel werden industriell in mehreren Verarbeitungsschritten und durch den Einsatz von Zusatzstoffen hergestellt.

Beispiele:
Lebensmittel, denen Stoffe wie z.B. Aromen, Süßungsmittel, Fruktose oder Emulgatoren zugesetzt wurden.

Jedes Lebensmittel und auch jedes Fertigprodukt lässt sich also anhand seines Verarbeitungsgrades und seiner Zusammensetzung eindeutig einer dieser Gruppen zuordnen. Wissenschaftlich besonders gut untersucht sind Lebensmittel der NOVA-Gruppe 4, also hochverarbeitete Lebensmittel. Diese werde auch oft als ultra-prozessierte (englisch: ultra-processed) oder stark verarbeitete Lebensmittel bezeichnet.

Sind hochverarbeitete Lebensmittel ungesund?

Zurück zur Tomatensoße. Der Rohstoff der Tomatensoße, die Tomaten, sind also eindeutig der NOVA-Gruppe 1 zuzuordnen. Welcher NOVA-Gruppe nun aber Deine Tomatensoße zuzuordnen ist, ist abhängig von ihrer Verarbeitung (z.B. Soßenpulver oder Konserve) und ihren Inhaltsstoffen (z.B. ob Aromen zugesetzt wurden oder nicht).

Aber ist das überhaupt wichtig? Ja, denn je stärker verarbeitet Fertigprodukte sind, umso ungesünder sind sie.

Burger und Softdrink, die rot durchgestrichen sind als Symbol für hochverarbeitete Lebensmittel

Es gibt mittlerweile eine Reihe von Studien, die einen Zusammenhang zwischen hochverarbeiteten Lebensmitteln (also Lebensmitteln aus der NOVA-Gruppe 4) und verkürzter Lebensdauer  sowie erhöhtem Risiko für Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz und Darmfunktionsstörungen zeigen.

Es geht also vor allem darum, den Verzehr von Fertigprodukte aus der NOVA-Gruppe 4 zu reduzieren.

Wie kannst du herausfinden, ob ein Lebensmittel hochverarbeitet ist?

Herauszufinden, ob ein Lebensmittel hochverarbeitet ist, ist in der Praxis manchmal gar nicht so einfach. Denn es gibt über 60 Zutaten und Zusatzstoffe, die ein Hinweis darauf sind, dass ein Lebensmittel hochverarbeitet (Gruppe 4) und nicht nur verarbeitet (Gruppe 3) ist. Diese Zutaten und Zusatzstoffe werden in der Fachsprache „nicht-kulinarische Zutaten“ und „kosmetische Zusatzstoffe“ genannt.

Zu den nicht-kulinarischen Zutaten zählen Zutaten, die man normalerweise zuhause nicht in der Lebensmittelzubereitung verwendet:

  • Verschiedene Zuckerarten, wie Fruktose und Maltodextrin
  • Modifizierte Öle
  • Eiweißquellen, wie Proteinisolate, Kasein und Molkenprotein

Kosmetische Zusatzstoffe werden Lebensmittel zugegebenen, um ihren Geschmack und Geruch zu verbessern. Dazu zählen:

  • Aromen
  • Geschmacksverstärker
  • Farbstoffe
  • Süßungsmittel
  • Emulgatoren und weitere Verarbeitungs-Hilfsstoffe
Wie Du siehst, gibt es also sehr viele und teilweise komplizierte Begriffe, die ein Hinweis auf ein hochverarbeitetes Lebensmittel sind. Das macht es manchmal schwierig, ein Lebensmittel eindeutig zuordnen zu können. Selbst Ernährungsexperten fällt es oft schwer, Lebensmittel in die richtige NOVA-Gruppe einzuordnen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass es gar nicht notwendig ist, sich dutzende Marker zu merken.

Strichmaennchen, das eine Sprechblase mit Fragezeichen und eine Sprechblase mit Ausrufezeichen hat

Wenn Du nach den Neatic-Grundsätzen lebst, berücksichtigst Du bereits zwei wichtige Marker für hochverarbeitete Lebensmittel: Aromen und Süßungsmittel. Eine Studie des Neatic-Teams zeigt, dass alleine durch das Wort Aroma bzw. Aromen in der Zutatenliste mehr als die Hälfte der hochverarbeiteten Lebensmittel erkannt werden können.

Was heißt das jetzt für die fertige Tomatensoße?

Wenn man jetzt nochmal einen Blick auf die Tomatensoße wirft, gibt es also verschiedene Möglichkeiten.

Du kannst:

a) Eine leckere Tomatensoße selbst zubereiten aus frischen Tomaten, Kräutern und Gewürzen.
b) Eine leckere Tomatensoße selbst zubereiten aus passierten oder gehackten Tomaten aus der Konserve.
c) Eine fertige Tomatensoße aus der Konserve/Glas aufwärmen.
d) Ein Tomatensoßenpulver mit Wasser anrühren.

Alle vier Optionen sind vollkommen in Ordnung und hier ist einfach am Ende der Faktor Zeit und Geld, sowie Deine Motivation zu kochen, entscheidend. Denn bei allen vier Optionen hast Du es selbst in der Hand, welche Zutaten Deine Tomatensoße enthält.

Bei Option a) ist das natürlich offensichtlich. Hier verwendest Du nur Lebensmittel aus den NOVA-Gruppen 1 und 2. Aber auch bei den Optionen b) bis d) genügt ein Blick auf die Zutatenliste, um zu erkennen, ob ein Produkt hochverarbeitet ist oder nicht. Tauchen beispielsweise Aromen oder Süßungsmittel in der Zutatenliste auf, dann ist das Lebensmittel garantiert hochverarbeitet. Anhand dessen kannst Du Dich dann schon beim Einkaufen für die beste Tomatensoße entscheiden. Und wenn es dann mal wieder einen Tag gibt, an dem Du einfach schnell etwas zu essen brauchst, kannst Du ganz entspannt und ohne schlechtes Gewissen, einfach die Nudeln und die fertige Tomatensoße aus Deinem Küchenschrank genießen.

Neben einer Schale mit Ketchup liegen zwei Tomaten und Kräuter

Was sagt Neatic zu Fertigprodukten?

Neatic findet Fertigprodukte erst einmal nicht pauschal gut oder schlecht. Fertigprodukte können im stressigen Alltag eine hilfreiche Unterstützung sein. Neatic schließt durch den Verzicht auf Aromen bereits mehr als die Hälfte der hochverarbeiteten Fertigprodukte aus. Wenn Du also nach den Neatic-Grundsätzen lebst, wird Deine Lebensmittelauswahl aus weniger hochverarbeiteten Fertigprodukten bestehen und Dein Einkaufwagen wird eher mit frischen und geringer verarbeiteten Lebensmitteln gefüllt sein.

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