Warum führen Süßungsmittel zu Übergewicht?

Abbildung wie Süßungsmittel über Förderung des hedonischen Essens, Störung der Süßgeschmack-Kalorien-Assoziation und Veränderung des Darmmikrobioms Überessen, Übergewicht und seine Folgen verursachen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Süßungsmittel verleihen Lebensmitteln Süße, haben aber im Gegensatz zu Zucker weniger oder keine Kalorien. Seit den 1980er Jahren ist ihr Einsatz in der Lebensmittelindustrie dramatisch angestiegen.
  • Süßungsmittel verführen zum Überessen, weil sie Lebensmitteln eine leckere Süße verleihen, die Süßgeschmack-Kalorien-Assoziation stören und das Darm-Mikrobiom verändern.
  • Neatic vermeidet daher Lebensmittel mit Süßungsmitteln.

Was sind Süßungsmittel?

Süßungsmittel geben Lebensmitteln einen süßen Geschmack, ohne dass Zucker zum Einsatz kommt. Zu den Süßungsmitteln zählen Süßstoffe und Zuckeralkohole.

Süßstoffe sind die wichtigsten Vertreter der Süßungsmittel-Familie. Sie sind süß schmeckende Ersatzstoffe für Zucker und liefern nur minimale bis keine Kalorien. Mit der Einheit Kalorien wird die Energie angegeben, welche Deinem Körper durch die Verdauung eines Lebensmittels zur Verfügung gestellt wird. Die Süßkraft von Süßstoffen ist um ein Vielfaches höher verglichen zu Zucker.

In Europa sind folgende Süßstoffe zugelassen: 

  • Acesulfam (E 950)
  • Aspartam (E 951)
  • Cyclamat (E 952)
  • Saccharin (E 954)
  • Sucralose (E 955)
  • Thaumatin (E 957)
  • Neohesperidin (E 959)
  • Steviosid (E 960)
  • Neotam (E 961)
  • Aspartam-Acesulfam-Salz (E 962)

  • Advantam (E 969)

Zuckeralkohole haben weniger Kalorien und ihre Süße ist geringer verglichen zu Zucker. In Europa sind folgende Zuckeralkohole zugelassen:

  • Sorbit (E 420)
  • Mannit (E 421)
  • Isomalt (E 953)
  • Polyglycitolsirup (E 964)
  • Maltit (E 965)
  • Lactit (E 966)
  • Xylit (E 967)
  • Erythrit (E 968)

Süßstoffe und Zuckeralkohole werden in der Zutatenliste als Süßungsmittel bezeichnet.

Süßungsmittel Tabletten auf grauem Hintergrund verstreut

Warum werden Süßungsmittel eingesetzt?

Für den Einsatz von Süßungsmitteln in Lebensmitteln gibt es mehrere Gründe.

Sie geben Lebensmitteln einen süßen Geschmack genau wie Zucker, aber enthalten weniger oder gar keine Kalorien. Durch den Einsatz von Süßungsmitteln gibt es zahlreiche Light- oder Zero-Softdrinks, welche deutlich weniger Kalorien besitzen verglichen zu ihren zuckergesüßten Geschwisterprodukten.

Süßungsmittel sind zudem zahnfreundlich. Zucker verursacht Karies, Süßungsmittel nicht. Deshalb sind diese in zahlreichen Bonbons und Kaugummis enthalten.

Außerdem sind sie im Einkauf durchschnittlich günstiger verglichen zu Zucker. Auch dies fördert ihren Einsatz.

Seit den 1980er Jahren nahm die Verwendung von Süßstoffen dramatisch zu, vor allem in Softdrinks und zum kalorienarmen Süßen.

Wie führen Süßungsmittel zu Überessen und Übergewicht?

Süßungsmittel verleihen Lebensmitteln eine leckere Süße und machen sie unwiderstehlich. Du isst mehr, obwohl Dein Kalorienbedarf längst gedeckt wurde. Dieses Essen aus Freude nennen Fachleute hedonisches Essen.

Süßungsmittel fördern das hedonische Essen!

Zudem entkoppeln Süßungsmittel das süße Geschmackserlebnis von der Kalorienzufuhr.

Über Jahrtausende hat ein süßer Geschmack bedeutet, dass Zucker und Kalorien über die Lebensmittel aufgenommen werden. Noch vor dem Herunterschlucken süßer Lebensmittel bereitet Dein Körper die Zuckerverdauung vor. Stoffwechselprozesse werden gestartet, die Körpertemperatur steigt leicht an, Enzyme und Hormone werden freigesetzt. Das ist dann der Fall, wenn z.B. zuckergesüßte Softdrinks, Säfte, Marmelade, Kuchen oder Schokolade aufgenommen werden.

Doch mit Süßungsmitteln wird die Situation für Deinen Körper verwirrend. Denn ein süßer Geschmack kann nun auch bedeuten, dass weder Zucker noch Kalorien enthalten sind. Das ist dann der Fall, wenn z.B. Süßungsmittel-gesüßte Light-Getränke aufgenommen werden.

Die Geschmacksnote süß verliert also ihre Vorhersagefunktion für Zucker und Kalorien. Fachleute sprechen von einer Störung der Süßgeschmack-Kalorien-Assoziation. Was passiert in dieser verwirrenden Situation? Du isst mehr. Denn die Möglichkeit für Dich zu verhungern ist viel lebensbedrohlicher, als etwas dicker zu sein.

Süßungsmittel stören die Süßgeschmack-Kalorien-Assoziation!

Zudem führen Süßstoffe zu Veränderungen der Darmbakterien, dem sogenannten Darm-Mikrobiom. Diese veränderte bakterielle Besiedlung des Darmes wird neben einem Gewichtsanstieg auch mit Erkrankungen wie Typ 2 Diabetes mellitus und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen in Verbindung gebracht.

Süßungsmittel verändern das Darm-Mikrobiom!

Das ist nicht bloße Theorie: Süßungsmittel werden aufgrund ihrer gewichtssteigernden Effekte in der Tiermast als Futterzusatzstoffe eingesetzt und beworben. Die Werbung verspricht, dass Süßungsmittel die Futteraufnahme und das Körpergewicht der Tiere erhöhen. Tierstudien belegen die wissenschaftliche Basis dieser Werbeaussagen.

Beim Menschen wurden insbesondere Softdrinks untersucht, die mit Süßungsmittel gesüßt wurden. Diese Light- oder Zero-Getränke werden als kalorienfreie oder -arme Alternativen zu Getränken mit Zucker beworben. Der Verzehr von Light- und Zero-Getränken wird in einigen Untersuchungen mit Körpergewichtszunahme sowie Stoffwechselerkrankungen in Verbindung gebracht. Dieser Zusammenhang ist besonders stark bei bereits übergewichtigen Menschen ausgeprägt.

Haben Süßungsmittel Vorteile gegenüber Zucker?

Süßungsmittel sind zahnfreundlich. Sie fördern im Gegensatz zu Zucker keine Entwicklung von Karies.

Was sagt Neatic zu Süßungsmitteln?

In Neatic werden Süßungsmittel aufgrund ihrer appetit- und gewichtssteigernden Effekte konsequent vermieden. Das konkrete Vorgehen ist in Grundsatz 2 zusammengefasst.

Grundsatz Nr. 2

Findet sich in der Zutatenliste der Begriff „Süßungsmittel“, dann vermeide diese Lebensmittel.

Mehr Informationen zu den Grundsätzen findest Du hier.

Frau mit Einkaufswagen im Supermarkt

Literaturverzeichnis

Basson, Abigail Raffner; Rodriguez-Palacios, Alexander; Cominelli, Fabio (2021): Artificial Sweeteners: History and New Concepts on Inflammation. In: Front Nutr 8, S.746247. DOI: https://doi.org/10.3389/fnut.2021.746247.

Bundesinstitut für Risikobewertung (2014): Bewertung von Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen, Hintergrundinformation Nr. 025/2014. Online verfügbar unter https://www.bfr.bund.de/cm/343/bewertung_von_suessstoffen.pdf, zuletzt geprüft am 02.01.2023.

Chia, Chee W.; Shardell, Michelle; Tanaka, Toshiko; Liu, David D.; Gravenstein, Kristofer S.; Simonsick, Eleanor M. et al. (2016): Chronic Low-Calorie Sweetener Use and Risk of Abdominal Obesity among Older Adults: A Cohort Study. In: PloS one 11 (11), e0167241. DOI: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0167241.

Shearer, Jane; Swithers, Susan E. (2016): Artificial sweeteners and metabolic dysregulation: Lessons learned from agriculture and the laboratory. In: Rev Endocr Metab Disord 17 (2), S.179–186. DOI: https://doi.org/10.1007/s11154-016-9372-1.

Suez, Jotham; Cohen, Yotam; Valdés-Mas, Rafael; Mor, Uria; Dori-Bachash, Mally; Federici, Sara et al. (2022): Personalized microbiome-driven effects of non-nutritive sweeteners on human glucose tolerance. In: Cell 185 (18), S.3307-3328.e19. DOI: https://doi.org/10.1016/j.cell.2022.07.016.

Swithers, Susan E. (2015): Not so Sweet Revenge: Unanticipated Consequences of High-Intensity Sweeteners. In: Behav Anal 38 (1), S.1–17. DOI: https://doi.org/10.1007/s40614-015-0028-3.