Zucker und Depression: Gibt es einen Zusammenhang?

Neatic

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die wissenschaftliche Studie des Neatic-Teams hat in über 188 000 Menschen untersucht, ob der Zuckerkonsum im Allgemeinen und aus bestimmten Nahrungsmitteln im Speziellen mit dem Depressionsrisiko verbunden ist.
  • Bei freien Zuckern aus Getränken erhöhte sich das Depressionsrisiko stetig ab 5 % der Gesamtenergie, während kein signifikanter Zusammenhang bei freien Zuckern aus festen Lebensmitteln bestand. Natürlicherweise in Obst, Gemüse und Milch vorkommende intrinsische Zucker waren nicht mit dem Depressionsrisiko verbunden.
  • Diese Studie unterstützt das Neatic-Vorgehen, ausschließlich freie Zucker zu begrenzen. Inwieweit freie Zucker aus Getränken besonders schädlich sind, muss in weiterführenden Untersuchungen geklärt werden.

Was wissen wir zum Thema Zucker?

Zucker kann in freie und intrinsische Zucker unterschieden werden.

Freie Zucker umfassen nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) alle Zucker, die Hersteller oder Verbraucher Lebensmitteln zusetzen, sowie die in Honig, Sirupe, Fruchtsaftkonzentraten und Fruchtsäften natürlich vorkommenden Zucker.

Intrinsische Zucker sind dagegen alle Zucker, die in Obst und Gemüse vorkommen, sowie der Milchzucker in Milch und Milchprodukten.

Gemäß WHO ist es wichtig, zwischen freien Zuckern und intrinsischen Zuckern zu unterscheiden, da bisher nur für freie Zucker negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit beobachtet werden konnten.

Die WHO empfiehlt daher, die Aufnahme von freien Zuckern auf max. 10 % der täglichen Energieaufnahme zu beschränken. Bei einer Energieaufnahme von 2000 kcal entspricht dies einer Aufnahme von max. 50 g freien Zuckern pro Tag.

Was untersucht die Studie?

Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und betreffen ca. 3,8 % der Weltbevölkerung. Neben Risikofaktoren wie das weibliche Geschlecht oder traumatische Erlebnisse spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle in der Krankheitsentstehung. Die aktuelle Forschungslage zeigt, dass ein hoher Zuckerkonsum ein potenzieller Risikofaktor für die Entwicklung einer Depression ist.

Die Neatic-Studie untersuchte daher, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Zuckerkonsum aus verschiedenen Nahrungsmitteln und dem Depressionsrisiko gibt.

Es wurden über 188 000 Teilnehmer aus einer großen britischen Studie untersucht. Zum Zeitpunkt der Analyse waren 5410 Teilnehmer neu an einer Depression erkrankt. Neben dem Zuckerkonsum wurden noch weitere Einflussfaktoren auf das Depressionsrisiko wie Alter, Geschlecht, Einkommen und Bildung berücksichtigt.

Was hat die Studie herausgefunden?

Der Konsum von freien Zuckern zeigte eine deutlich sichtbare Verbindung mit dem Depressionsrisiko. Statistisch stieg das Depressionsrisiko ab einer Aufnahme von 10 % der Gesamtenergie (%E) aus freien Zuckern stetig an. Im Gegensatz dazu konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Depressionsrisiko und intrinsischen Zuckern nachgewiesen werden.

Die Betrachtung der freien Zucker aus Getränken und aus festen Lebensmitteln zeigte, dass bei gezuckerten Getränken ebenfalls eine deutlich sichtbare Verbindung mit dem Depressionsrisiko besteht. Ab einer Aufnahme von 5 %E aus freien Zuckern erhöhte sich das Depressionsrisiko stetig. Verglichen dazu bestand zwischen der Aufnahme von freien Zuckern aus festen Lebensmitteln und dem Depressionsrisiko kein signifikanter Zusammenhang.

Weiterhin wurden in der Neatic-Studie vier Getränkekategorien analysiert.

Bei Softdrinks konnte ab einer Aufnahme von 5 %E freier Zucker ein stetiger Anstieg des Depressionsrisikos beobachtet werden.

Bei freien Zuckern aus Saft lag das statistisch niedrigste Risiko bei 5 %E. Dies entspricht ca. 280 ml Orangensaft. Verglichen dazu stieg das Depressionsrisiko bei einer Aufnahme von 0 %E freier Zucker aus Saft um 12 %.

Bei gezuckerten Milchgetränken war das geringste Risiko, an einer Depression zu erkranken, bei 0 %E. Das höchste Depressionsrisiko lag bei 3 %E. Dies entspricht ca. 15 g freien Zuckern oder 80 ml eines Vanilleshakes. Bei dieser Menge war das Depressionsrisiko um 21 % erhöht.

Bei gezuckertem Tee und Kaffee lag das statistisch niedrigste Risiko ebenfalls bei 0 %E.

Was ist die Schlussfolgerung der Studie?

Diese Studie unterstützt das Neatic-Vorgehen sowie die Empfehlungen mehrerer Fachgesellschaften, freie Zucker in der Ernährung zu reduzieren.

Anhand der Daten dieser Studie scheint es in Bezug auf das Depressionsrisiko einen Unterschied zu machen, ob freie Zucker aus Getränken oder aus festen Lebensmitteln aufgenommen werden. Inwieweit freie Zucker aus Getränken – insbesondere solche in Softdrinks, gezuckerten Milchgetränken sowie gezuckertem Tee und Kaffee – besonders schädlich sind, muss in weiterführenden Untersuchungen geklärt werden.

Literaturverzeichnis:

Kaiser, Anna; Schaefer, Sylva M.; Behrendt, Inken; Eichner, Gerrit; Fasshauer, Mathias (2022): Association of sugar intake from different sources with incident depression in the prospective cohort of UK Biobank participants. In: Eur J Nutr 62 (2), S. 727–738. DOI: https://doi.org/10.1007/s00394-022-03022-7.  

World Health Organization (2021): Depression. Key Facts. Online verfügbar unter https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/depression, zuletzt geprüft am 30.03.2023.

World Health Organization (2015): Guideline: sugars intake for adults and children. Online verfügbar unter https://www.who.int/publications/i/item/9789241549028, zuletzt geprüft am 30.03.2023.