Zucker und Depression: Gibt es einen Zusammenhang?

Neatic

letztmalig überarbeitet: 21.01.2024

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die wissenschaftliche Studie des Neatic-Teams hat in über 188 000 Menschen untersucht, ob der Zuckerkonsum im Allgemeinen und aus bestimmten Nahrungsmitteln im Speziellen mit dem Depressionsrisiko verbunden ist.
  • Bei freien Zuckern aus Getränken erhöhte sich das Depressionsrisiko stetig ab 5 % der Gesamtenergie, während kein signifikanter Zusammenhang bei freien Zuckern aus festen Lebensmitteln bestand. Natürlicherweise in Obst, Gemüse und Milch vorkommende intrinsische Zucker waren nicht mit dem Depressionsrisiko verbunden.
  • Diese Studie unterstützt das Neatic-Vorgehen, ausschließlich freie Zucker zu begrenzen. Inwieweit freie Zucker aus Getränken besonders schädlich sind, muss in weiterführenden Untersuchungen geklärt werden.

Was wissen wir zum Thema Zucker?

Der Begriff Zucker umfasst sowohl freie als auch intrinsische Zucker. Wenn Du mehr zu diesen beiden Zuckerarten erfahren möchtest, dann klicke hier.

Gemäß WHO wurden bisher nur für freie Zucker negative Auswirkungen auf die Gesundheit beobachtet.

Was untersucht die Studie?

Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und betreffen ca. 3,8 % der Weltbevölkerung. Neben Risikofaktoren wie das weibliche Geschlecht oder traumatische Erlebnisse spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle in der Krankheitsentstehung.

Die aktuelle Forschungslage zeigt, dass ein hoher Zuckerkonsum ein potenzieller Risikofaktor für die Entwicklung einer Depression ist. Die wissenschaftliche Studie des Neatic-Teams untersuchte daher, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Zuckerkonsum im Allgemeinen sowie aus bestimmten Nahrungsmitteln und dem Depressionsrisiko gibt.

Die Daten zur Beantwortung dieser Forschungsfrage, stammen aus der UK Biobank Studie. Die UK Biobank ist eine große Studie aus Großbritannien, die zwischen 2006 und 2010 mehr als 500 000 Teilnehmer rekrutiert hat. Für die Studie des Neatic-Teams wurden Daten von über 188 000 Teilnehmern der UK Biobank untersucht. Zum Auswertungszeitpunkt waren mehr als 5 410 Teilnehmer an einer Depression erkrankt. Alle eingeschlossenen Teilnehmer hatten ein Ernährungsprotokoll der vergangenen 24 Stunden in Form eines Online-Fragebogens ausgefüllt. Dieser Fragebogen beinhaltete 206 Lebensmittel und 32 Getränke.

Basierend auf den Lebensmittelangaben in den Ernährungsprotokollen wurde der tägliche Konsum von freien und intrinsischen Zuckern sowie die Aufnahme von freien Zuckern aus bestimmten Nahrungsmitteln für jeden Teilnehmer berechnet. Anschließend wurde mit statistischen Analysen das Risiko neu an einer Depression zu erkranken in Abhängigkeit vom täglichen Zuckerkonsum ausgewertet.

Neben dem Zuckerkonsum wurden noch weitere Einflussfaktoren auf das Depressionsrisiko wie Alter, Geschlecht, Einkommen und Bildung berücksichtigt.

Was hat die Studie herausgefunden?

Der Konsum von freien Zuckern zeigte eine deutlich sichtbare Verbindung mit dem Depressionsrisiko. Statistisch stieg das Depressionsrisiko ab einer Aufnahme von 10 % der Gesamtenergie (%E) aus freien Zuckern stetig an. Im Gegensatz dazu konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Depressionsrisiko und intrinsischen Zuckern nachgewiesen werden.

Die Betrachtung der freien Zucker aus Getränken und aus festen Lebensmitteln zeigte, dass bei gezuckerten Getränken ebenfalls eine deutlich sichtbare Verbindung mit dem Depressionsrisiko besteht. Ab einer Aufnahme von 5 %E aus freien Zuckern erhöhte sich das Depressionsrisiko stetig. Verglichen dazu bestand zwischen der Aufnahme von freien Zuckern aus festen Lebensmitteln und dem Depressionsrisiko kein signifikanter Zusammenhang.

Weiterhin wurden in der Neatic-Studie vier Getränkekategorien analysiert.

Bei Softdrinks konnte ab einer Aufnahme von 5 %E freier Zucker ein stetiger Anstieg des Depressionsrisikos beobachtet werden. Diese 5 %E entsprechen ca. 25 g freien Zuckern oder 250 ml einer typischen Cola.

Bei freien Zuckern aus Saft lag das statistisch niedrigste Risiko bei 5 %E. Dies entspricht ca. 280 ml Orangensaft. Verglichen dazu stieg das Depressionsrisiko bei einer Aufnahme von 0 %E freier Zucker aus Saft um 12 %.

Bei gezuckerten Milchgetränken war das geringste Risiko, an einer Depression zu erkranken, bei 0 %E. Das höchste Depressionsrisiko lag bei 3 %E. Dies entspricht ca. 15 g freien Zuckern oder 80 ml eines Vanilleshakes. Bei dieser Menge war das Depressionsrisiko um 21 % erhöht.

Bei gezuckertem Tee und Kaffee lag das statistisch niedrigste Risiko ebenfalls bei 0 %E.

Was ist die Schlussfolgerung der Studie?

Diese Studie unterstützt das Neatic-Vorgehen sowie die Empfehlungen von WHO und mehrerer Fachgesellschaften (z.B. Deutsche Gesellschaft für Ernährung), freie Zucker in der Ernährung zu reduzieren.

Anhand der Daten dieser Studie scheint es in Bezug auf das Depressionsrisiko einen Unterschied zu machen, ob freie Zucker aus Getränken oder aus festen Lebensmitteln aufgenommen werden. Inwieweit freie Zucker aus Getränken – insbesondere solche in Softdrinks, gezuckerten Milchgetränken sowie gezuckertem Tee und Kaffee – besonders schädlich sind, muss in weiterführenden Untersuchungen geklärt werden.

Literaturverzeichnis

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (2018): Quantitative Empfehlung zur Zuckerzufuhr in Deutschland. Online verfügbar unter https://www.dge.de/wissenschaft/stellungnahmen-und-fachinformationen/stellungnahmen/quantitative-empfehlung-zur-zuckerzufuhr-in-deutschland/, zuletzt geprüft am 21.01.2024.

Kaiser, Anna; Schaefer, Sylva M.; Behrendt, Inken; Eichner, Gerrit; Fasshauer, Mathias (2022): Association of sugar intake from different sources with incident depression in the prospective cohort of UK Biobank participants. In: Eur J Nutr 62 (2), S. 727–738. DOI: 10.1007/s00394-022-03022-7.

World Health Organization (2021): Depression. Key Facts. Online verfügbar unter https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/depression, zuletzt geprüft am 30.03.2023.

World Health Organization (2015): Guideline: sugars intake for adults and children. Online verfügbar unter https://www.who.int/publications/i/item/9789241549028, zuletzt geprüft am 30.03.2023.