Das Wichtigste in Kürze:
- Die wissenschaftliche Studie des Neatic-Teams hat in über 186 000 Menschen untersucht, ob Zucker aus verschiedenen Lebensmitteln mit dem Demenzrisiko verbunden ist.
- Bei freien Zuckern aus Getränken und – überraschenderweise auch bei intrinsischen Zuckern – stieg das Demenzrisiko stetig an oberhalb von 5 % bzw. 10 % der Gesamtenergie. Für freie Zucker aus festen Lebensmitteln dagegen konnte kein signifikanter Zusammenhang dargestellt werden.
- Diese Studie unterstützt das Neatic-Vorgehen, freie Zucker zu begrenzen. Inwieweit auch intrinsische Zucker eine Rolle bei Demenz spielen könnten, muss in weiterführenden Untersuchungen geklärt werden.
Was wissen wir zum Thema Zucker?
Zucker werden unterteilt in freie und intrinsische Zucker. Mehr zu diesen beiden Zuckerarten erfährst Du hier.
Bisher gibt es ausschließlich für freie Zucker überzeugende Daten, dass sie negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, z.B. Übergewicht und Depressionen fördern sowie die Lebensdauer verkürzen.
Was untersucht die Studie?
Weltweit haben etwa 55 Millionen Menschen Demenz und jedes Jahr treten fast 10 Millionen neue Fälle auf. Demenz ist gekennzeichnet durch eine Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten, die über die üblichen Effekte des Alterns hinausgeht.
Obwohl das Alter einer der wichtigsten Risikofaktoren für Demenz ist, gibt es Hinweise darauf, dass Übergewicht und Adipositas ebenfalls mit einem höheren Krankheitsrisiko verbunden sind. Die aktuelle Forschungslage zeigt außerdem, dass ein hoher Zuckerkonsum ein potenzieller Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz ist.
Die wissenschaftliche Studie des Neatic-Teams untersuchte daher, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Zuckerkonsum aus verschiedenen Lebensmitteln und dem Demenzrisiko gibt.
Für die Studie des Neatic-Teams wurden Daten von über 186 000 Teilnehmern der UK Biobank Studie untersucht, welche ein 24 Stunden Ernährungsprotokoll ausgefüllt hatten. Zum Zeitpunkt der Analyse waren 1498 Teilnehmer an einer Demenz erkrankt. Durch die Studienautoren wurde der tägliche Konsum von freien und intrinsischen Zuckern aus verschiedenen Lebensmitteln bestimmt und der Zusammenhang dieser Zucker mit dem Demenzrisiko ausgewertet. Alle Analysen wurden für Einflussfaktoren auf das Demenzrisiko kontrolliert, wie z.B. Alter, Geschlecht, Alkoholkonsum und der allgemeine Gesundheitsstatus.
Was hat die Studie herausgefunden?
Beim Konsum von freien Zuckern – und überraschenderweise auch intrinsischen Zuckern – stieg das Demenzrisiko ab einer Aufnahme von 10 % der Gesamtenergie (%E) stetig an.
Bei freiem Zucker aus Getränken erhöhte sich das Demenzrisiko stetig ab einer Aufnahme von 5 %E. Bei festen Lebensmitteln (z.B. Kuchen) dagegen gab es keinen signifikanten Zusammenhang mit dem Demenzrisiko.
Weiterhin wurden in der Studie des Neatic-Teams die freien Zucker in vier Getränkekategorien analysiert:
Bei Softdrinks wurde ab einem Konsum von 1 %E (ca. 5 g freie Zucker oder 50 ml Cola) ein stetiger Anstieg des Demenzrisikos beobachtet.
Bei Saft lag das statistisch niedrigste Risiko bei 2 %E (ca. 10 g freie Zucker oder 125 ml Orangensaft) mit einem um 12 % erhöhten Demenzrisiko bei Nichtkonsumenten.
Bei gezuckerten Milchgetränken stieg das Erkrankungsrisiko ab 0 %E kontinuierlich an und war bei 4 %E (ca. 20 g freie Zucker oder 100 ml Vanilleshake) um 46 % höher verglichen zu Nichtkonsumenten.
Bei gezuckertem Tee und Kaffee konnte als einzige Getränkekategorie kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Aufnahme von freien Zuckern und dem Demenzrisiko nachgewiesen werden.
Was ist die Schlussfolgerung der Studie?
Diese Studie unterstützt das Neatic-Vorgehen sowie die Empfehlungen von WHO und mehrerer Fachgesellschaften (z.B. Deutsche Gesellschaft für Ernährung), freie Zucker in der Ernährung zu reduzieren.
Der Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Demenz ist besonders deutlich für freie Zucker aus Getränken und hierbei insbesondere für Softdrinks und gezuckerte Milchgetränke. Im Gegensatz zu Befunden in derselben Kohorte zu Mortalität und Depression gibt es bei Demenz auch erstmals einen Zusammenhang für intrinsische Zucker mit dem Erkrankungsrisiko. Dieser überraschende Befund muss in weiterführenden Untersuchungen geklärt werden.
Literaturverzeichnis
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (2018): Quantitative Empfehlung zur Zuckerzufuhr in Deutschland. Online verfügbar unter https://www.dge.de/wissenschaft/stellungnahmen-und-fachinformationen/stellungnahmen/quantitative-empfehlung-zur-zuckerzufuhr-in-deutschland/, zuletzt geprüft am 24.01.2024.
Schaefer, Sylva M.; Kaiser, Anna; Eichner, Gerrit; Fasshauer, Mathias (2023): Association of sugar intake from different sources with incident dementia in the prospective cohort of UK Biobank participants. In: Nutrition journal 22 (1), S. 42. DOI: https://doi.org/10.1186/s12937-023-00871-8.
World Health Organization (2015): Guideline: sugars intake for adults and children. Online verfügbar unter https://www.who.int/publications/i/item/9789241549028, zuletzt geprüft am 30.03.2023.
World Health Organization (2023): Dementia. Key Facts. Online verfügbar unter https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/dementia, zuletzt geprüft am 10.01.2024.